Im Rahmen der roadmap-Initiative 2030 findet im Sommersemester 2025 zum dritten Mal die „Virtuelle Ringvorlesung Geographie: Wissenschaft und schulische Praxis im Dialog“ statt – diesmal zum Thema
„Rechtsruck – Geographie und ihre Didaktik in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung“

Anlass für die diesjährige Ringvorlesung bildet das massive Erstarken rechtspopulistischer und rechtsextremer Denkweisen – besonders auch bei jungen Menschen. In der politischen und medialen Debatte wird diese Entwicklung vielfach als gesellschaftlicher „Rechtsruck“ gefasst. Im Rahmen der Vortragsreihe wollen wir die Komplexität dieses Phänomens beleuchten und eine Debatte zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Vermittlungspraxis in der Geographie anstoßen. In drei aufeinander aufbauenden Veranstaltungen bieten wir durch die Kombination von Expert*innenvorträgen und Diskussionen die Gelegenheit, regressive Prozesse aus theoretischer, didaktischer und schulpraktischer Perspektive zu erschließen.
Der erste Termin widmet sich aus einer fachwissenschaftlich-raumbezogenen Sicht den Hintergründen und Auswirkungen des Erstarkens rechter Politiken in Deutschland. Die zweite Veranstaltung erörtert daran anschließend didaktische Ansätze, die zur Analyse und Diskussion von Ursachen und Folgen in der Lehrkräfteaus- und -weiterbildung Anregungen bieten. Der dritte Vortrag richtet seinen Fokus schließlich auf die Schulpraxis: Hier setzen wir uns mit den Herausforderungen auseinander, die durch rechtsgerichtete Einflüsse im Unterricht entstehen, und diskutieren, wie der Geographieunterricht zur Stärkung der Demokratiebildung beitragen kann.
Wir laden alle in der geographischen Bildung Tätigen an Schulen, Studienseminaren und Hochschulen sehr herzlich zur Teilnahme ein.
Termine:
- Montag, 12. Mai 2025, 16:00-18:00 Uhr c.t. *
Fachwissenschaftliche Perspektiven
Vortrag: Judith Miggelbrink, Kommentar: Valentin Domann - Montag, 02. Juni 2025, 16:00-18:00 Uhr c.t. *
Fachdidaktische Perspektiven
Thesen: Laura Chihab, Andreas Eberth, Christiane Hintermann - Montag, 30. Juni 2025, 16:00-18:00 Uhr c.t. *
Schulpraktische Perspektiven
Impulse: Philippe Kersting, Patrick Walz, Herbert Pichler
Organisation und Moderation:
- Eva Nöthen, Universität Bonn
- Verena Schreiber, Pädagogische Hochschule Freiburg
Kontakt
- E-Mail: vrgeographie@uni-bonn.de
Weitere Informationen und Zugang zur Veranstaltung:
- Homepage: https://geographiedidaktik.org/virtuelle-ringvorlesung-geographie/
- Zoom-Link: https://uni-bonn.zoom.us/j/68292455901?pwd=NkhNTXZvM3hsV2JUenA0bTkrbEhXQT09
- Eine Anmeldung ist nicht erforderlich!
* Informationen zu den einzelnen Terminen
Termin 2 – Mo. 2. Juni 2025: Fachdidaktische Perspektiven
Christiane Hintermann, Wien; Andreas Eberth, Passau; Laura Chihab, Osnabrück
Rassismus und Rechtsextremismus sollten sowohl pädagogisch aufgearbeitet, als auch zum Gegenstand einer Reflexion geographischer Bildung werden, insbesondere hinsichtlich ihres Anspruchs, kritisch-emanzipatorisch und transformativ auf eine demokratische(re) und weniger rassistische Welt einzuwirken. Hierfür muss sich geographische Bildung jedoch zum einen fragen, in welche disziplingeschichtlichen Bezugshorizonte sie und ihre Akteur*innen verwoben sind und inwiefern diese bislang aufgearbeitet und in Bezug auf ihre Bedeutung für verantwortungsvolles Geographie-Machen in der Gegenwart reflektiert wurden bzw. werden. Zum anderen stellt sich die Frage nach der aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Verantwortung des Faches, wenn Entwicklungen wie der konstatierte Rechtsruck in Fachdidaktik und Unterricht nicht oder nicht hinreichend aufgenommen und bearbeitet werden.
Die drei präsentierten Thesen werfen einen selbstkritischen Blick auf Geographische Bildung und der dieser zugrundeliegenden Paradigmen, sowie aktuelle Befunde bzgl. des Denkens und Handelns (angehender) Geographielehrkräfte im Kontext eines Erstarkens bzw. Wiederkehrens rechter Ideologien. Diskutiert werden u. a. Spannungsfelder und Ambivalenzen in den normativen Bezugshorizonten geographischer Bildung sowie deren Konsequenzen für Lernende und Lehrende in Schule und Hochschule.
Termin 1 – Mo. 12. Mai 2025: Fachwissenschaftliche Perspektiven
Prof. Dr. Judith Miggelbrink, Leipzig
Lange Zeit war die Auseinandersetzung mit rechtsextremen Haltungen und Handlungen eher ein Nischenthema in der Geographie. Das hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert: Es sind zahlreiche theoretisch informierte und empirische Studien erschienen, die sich des Themas nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines deutlich erstarkenden Rechtsextremismus in Deutschland und Europa annehmen. Diese Arbeiten stellen zunächst einmal den Stand an Debatten her, die in anderen Disziplinen früher und mit größerer Intensität geführt wurden. Sie präparierten aber auch einen fachspezifisch geprägten Zugang heraus, der den Blick vor allem auf die Verschränkung rechtsextremer Akteure, Handlungen und Ereignisse mit räumlichen (v.a. lokalen und regionalen) Dimensionen des Gesellschaftlichen richtet. So wichtig dieser analytische Blick auf Rechtsextremismus und den Umgang mit Rechtsextremismus ist – und darauf wird der Vortrag schwerpunktmäßig eingehen – so wichtig ist es auch, die Rolle geographischer Forschung und Bildung selbst in Bezug auf ihre Reflexionsfähigkeit zu diskutieren. Daher wird der Vortrag auch eine kurze Verortung in fachhistorischer Sicht vornehmen – nicht zuletzt, weil das lange Schweigen zum Rechtsextremismus nicht ignoriert werden kann. Das Ziel des Vortrags ist also ein doppeltes: Es geht um eine Sensibilisierung für die gesellschaftlichen Verstrickungen geographischen Denkens und um die Entwicklung eines theoretisch informierten Blicks auf gegenwärtigen Rechtsextremismus.
ARCHIV der Virtuellen Ringvorlesung Geographie
Sommersemester 2024: Thema „Mensch – Maschine – Macht. Wie Künstliche Intelligenz geographische Bildung verändert“ (Plakat als PDF)
Sommersemester 2023: Thema „Kriege und Konflikte“ (Plakat als PDF)